In vorbiblischer Zeit wurde oft ohne Hund gehütet. Mit Ausdehnung der Weidegebiete in weitläufige, unübersichtliche Gebirgsregionen wurde der Einfluss der Beutegreifer größer. Die Nutzung und Besiedlung des Hochgebirges war verbunden mit Haushunden als wachsame, verteidigungsbereite Herdenbeschützer. Später mussten diese Hunde nicht nur Beutegreifer, sondern auch menschliche Angreifer und Schafdiebe abwehren.
Diese Hirtenhunde waren starke Kämpfer, oft geschützt durch dichtes Haar. Teilweise sollten kurz geschnittene Ohren und ein umgekehrt getragenes Stachelhalsband diese Hunde schützen.
Genau so habe ich es noch dieses Jahrzehnt in den Hochebenen Anatoliens gesehen.
Als Beispiel für diesen Hundetyp sei die Tibetdogge genannt. Diese Hunde, meist an der Leine geführt zum Schutz des herrschaftlichen Wildes, lernten dann das Treiben der Tiere zur Wasserstelle und zu neuen Weidegründen. Je häufiger ein Weidewechsel notwendig war, desto beweglicher und leichter musste der Hund sein. Oft waren sie von weißer Farbe, da sie so leichter von Raubwild zu unterscheiden waren.
Die starke Bevölkerungszunahme im 18. Jahrhundert bedingte eine Intensivierung des Ackerbaus. Zugleich kam es durch die Bauernbefreiung zu mehr Privateignern und die Realteilung führte zu immer kleinere Felder.
Die zurückgedrängte Brache und der Verlust von Hutungen durch neue Acker- und Futterpflanzen führten dazu, dass die Schäfer die Hunde auf Feldwegen und schmaler werdenden, abgeernteten oder mit Schaffutter eingesäten Feldern hüteten. Für andere Tierarten setzte sich zu der Zeit ganz die Koppelhaltung durch.
Die Zunahme der engen Haltung und der Verkehrswege zwang die Schäfer zur Selektion von wendigen und intelligenten Hütehunden.
Auf den schmalen grasbewachsenen Feldwegen, an deren Rändern die Hauptfrucht wuchs, mussten die Schafherden in die Länge gezogen werden. Dies ging am besten, wenn der Schäfer an der Herdenspitze ging und an jeder Seite die Hütehunde schauten, dass die angebauten Hauptfrüchte ungeschoren blieben. Auch mussten die Hunde dafür sorgen, dass ohne Probleme in einen Weg eingebogen werden konnte und dass kein Schaf zurückblieb.
Diese langgezogene Herde erfordert vom Hund Selbstständigkeit und gute Nerven, vor allem bei Fahrzeugverkehr. Unter diesem Einfluss der Haltungsumstände entwickelten sich in den verschiedenen Ländern Europas, in England früher als auf dem Kontinent, sehr ähnliche Hütehundtypen.
Der BSH ist ein bodenständiger Schäferhundeschlag, der in 4 verschiedenen Varietäten vorkommt. Langhaarig sind der schwarze Groenendael und der rotbraune Tervueren, rauhaarig der Laeken und kurzhaarig der Malinois.
Die Geschichte der Reinzucht des BSH Ende des letzten Jahrhunderts
Die erste internationale Ausstellung in Belgien fand 1880 in Brüssel statt. Fast 1000 Hunde, vor allem Jagdhunde, waren gemeldet. Auch 7 kontinentale Schäferhunde waren gemeldet: deutsche, französische, holländische und belgische, jedoch gab es für diese noch keine genaue Beschreibung (Standard).
In der wöchentlichen Illustrierte mit dem Namen „Chasse et Pêche“(frz. für Jagd und Angeln) wurde 1889 festgestellt, dass die Engländer schon viel weiter sind, da sie schon einen Standard für den Collie und Bobtail hatten, während hier in Belgien viele Schäferhunde seien, aber sich ihrer bis jetzt noch kein Klub oder Kommission angenommen hat.
Ende 1891 fanden sich engagierte Schäferhundliebhaber in Brüssel zusammen, welche die physischen und moralischen Qualitäten des einheimischen Schäferhundes schätzen lernen wollten.
In Folge dessen wurde 1891 der Club du Chien de Berger Belge (Klub für BSH) gegründet. Dieser Klub stellte sich unter die Schirmherrschaft von der Societé Saint Hubert, welche sich später der FCI anschloss. Das dazugehörige Magazin Chasse et peche erschien wöchentlich.
117 Hunde aus der Gegend rund um Brüssel und der Provinz Brabant kamen am 15. November 1891 in der Veterinärschule zu Cureghem-Brüssel zusammen. Dies war die eigentliche Geburtsstunde des belgischen Schäferhundes als eigene Hunderasse. M. Vanderrnickt , Hauptredakteur von „Chasse et peche“ und Zoodirektor von Gent und Düsseldorf schrieb folgendes: “Es zeigte sich bei dieser Sichtung, dass verschiedene Typen von belgischen Schäferhunden existieren. Die durchschnittliche Höhe der Hunde beträgt 50-55 cm, einzelne Exemplare waren jedoch 62 cm groß. Die Farben und Haarqualitäten sind verschieden, gemeinsam sind ihnen hoch angesetzte dreieckige Stehohren, braune Augen, breite Stirn, feine Schnauze, gut entwickelte Backen und eine lange Rute.”
Die Rassenentstehung des BSH ist, wie bei den meisten anderen Rassen auch, eng mit dem Namen eines Mannes verbunden: Professor Adolphe Reul (1849-1907). Er absolvierte das Tiermedizinstudium mit Prädikatsexamen und war Autor mehrerer Hundebücher. Professor Reul orientierte sich bei der Einteilung des BSHs an dem Collie, welcher damals in 3 Varietäten lang-, kurz- und rauhaarig beschrieben wurde: Genauso wurde es beim BSH gemacht. Er beschrieb die Rasse und arbeitete den Standard aus. Die Farben variierten: Es gab schwarze, rotbraune, graue und gestromte Hunde. Interessanterweise waren in der belgischen Population keine weißen Hunde, im Gegensatz zu den Nachbarpopulationen (Beispiel: DSH – aus den weißen Exemplaren wurde der Amerikanisch-Kanadische Schäferhund gezüchtet).
1898 versammelten sich die besten Exemplare der Rasse. Zwei Familien überzeugten am meisten: die Familie „von Picard“, wunderschöne langhaarige schwarze Hunde im Besitz von Herrn Rose in Groenendael und die Familie „von Pouts“, rotgoldene rauhaarige Hunde im Besitz von Herrn Janssen zu Laeken. Bei den Kurzhaarigen waren Samlo und Mouche bemerkenswert. Nach diesem Treffen etablierte sich die Einteilung in 3 Varietäten. Es wurde angefangen, die Hunde im Zuchtbuch der Saint-Hubertus Gesellschaft einzutragen. Im selben Jahr wurden die schwarzen langhaarigen BSH als Groenendael bezeichnet. Kurzfristig kam sogar die Frage auf, die Kurzhaarigen zu verbieten, da es ihnen etwas an Stil fehlen würde. Jedoch verteidigte M. Reul diese Varietät als schöne Hunde und perfekte Ästheten mit aufgeweckter Intelligenz und einem bemerkenswerten Spürsinn. Während dieser ersten Jahre war M. Reul der einzige Richter für BSH. Herr Reul war ein eifriger Unterstützer der Inzucht. Er meinte: Inzucht mit gesunden und charakterlich gefestigten Verwandten gibt in der Tierzucht die bemerkenswertesten Ergebnisse. 1901 zum zehnten Gründungsjahr des Klubs für BSH wurden die ersten Preise bei den Kurzhaarigen von Tjop, Vos (Vater des berühmten Dewet) und Cora I vergeben. Im selben Jahr wurden auch die ersten BSH ins belgische Zuchtbuch des Saint-Hubert (LOSH) eingetragen. Der eingetragene BSH ist der vorgenannte Vos, welcher im Jahr 1897 geworfen wurde und die Nummer 5847 bekam.
Dann folgten Jahre des Streites. Hauptsächlich ging es um die erlaubten Farben, denn 1899 wurde folgendes beschlossen: der langhaarige BSH ist schwarz, der Kurzhaarige rotbraun mit Charbonnage und Maske und der rauhhaarige ist grau. Der Langhaarige-Andersfarbene, der heutige Tervueren und der rotbraune Rauhaarige wurden ignoriert, dabei war die Hauptpopulation des Laeken rotbraun, jedoch standen diese Hunde im flämischen Sprachgebiet und ihre Besitzer konnten sich sprachlich nicht durchsetzen. Bei den Kurzhaarigen wurden die Gestromten, die Schwarzen und die Fahlroten und Isabellfarbenen verbannt. Hunde mit diesen Farben, vorher mit Preisen überhäuft, verschwanden. Aber einer dieser sehr fahlen Hunde ohne Charbonnage, Cora I (LOSH 6134) wurde von Tomy gedeckt und führte 1899 zur Geburt von Tjop, einem Hund, der allen Anforderungen des Klubs für BSH entsprach: Eleganz, wunderschöne rotbraune Farbe, gute Charbonnage. Es folgte eine Zeit, in der sich neue Belgierclubs gründeten. Um die Farben wurde weiter erbittert gestritten. Einige Klubs erkannten die langhaarigen rotbraunen (Tervueren) und die schwarzen Kurzhaarigen, sowie die Rotbraunen an.
Die Entstehung des Malinois im Besonderen
Diese Geschichte ist mit dem Namen Louis Huyghebaert verbunden. Er lebte von 1868 bis 1952 und war Ehrenmitglied der Saint-Hubertus Gesellschaft. Er war der Gründervater des Malinois und sein ganzer Enthusiasmus galt vor allem der Unterordnung und dem Fährten. Oft schrieb er in Chasse et peche und er brachte auch ein Buch über das Fährten heraus. Er züchtete Malinois unter dem Namen Ter Heide und war ein Schönheits- und Arbeitsrichter. Sein Bruder Frantz war Besitzer von Tjop. Louis fuhr oft mit dem Fahrrad beruflicherweise über das Land. Er erzählte: “Ich finde Gefallen beim Suchen der schönsten Schäferhundetypen in der Nähe von Mechelen und im Norden der Provinz Antwerpen. Es gibt einen Belgischen Schäferhundetyp mit kurzem Haar, von Wolf- bis Fuchsgröße, mit einem rotbraun gestromten Fell, die Ohren sind klein, hoch angesetzt, Hängerute. Die Hunde sind sehr intelligent und haben eine sehr gute Nase.”
1898 wurde ein Klub für kurzhaarige BSH innerhalb des BSH-Klubs in Malines gegründet. Die Mitglieder bevorzugten einen gut ausgebildeten Hund. Primär hatte er Gebrauchshund zu sein. Das Aussehen war nicht die Hauptsache, gesucht waren talentierte Hunde, welche gut gebaut, intelligent und freundlich waren. 1903 wurde im botanischen Garten von Mechelen (Malines), vom Club von Malines eine große Ausstellung für Schäfer- und Zughunde organisiert, dem sich eine große Arbeitsprüfung anschloss, die ebenfalls Wasserarbeit beinhaltete. Sie wollten, dass die BSH ihre Qualitäten: Intelligenz, Gehorsam und Zuverlässigkeit zeigten. Den ersten Preis gewann Cora I, die Mutter von Tjop. Zu dieser Zeit kam der Gedanke auf, dass neue Arten von Arbeitsprüfungen entwickelt werden sollten, um die alten Herdengebrauchshundeprüfungen zu ersetzen, vor allem weil in Belgien, im Gegensatz zu Schottland, die Schafzahlen laufend abnahmen. Die Folgerung daraus war, dass der Schäferhund ein Haushund und Reisegefährte werden sollte. Arbeitsprüfungen sollten einfach zum Ziel haben, die drei fundamentalen Merkmale des Schäferhundes voranzubringen: Intelligenz, Gehorsam und Zuverlässigkeit. Der Club von Malines brachte eine Broschüre und Postkarten auf flämisch unter dem Namen „Mechelse Herdershonden“ heraus, auf französisch Malinois. Da dieses Wort so gefiel, wurde dies der Name für den kurzhaarigen BSH. Um 1900 wurde durch Inzucht die Maske beim Malinois gefestigt.
1899 gab die Stadt Gent die Erlaubnis, als Experiment drei BSH als Polizeihunde einzusetzen. Aufgrund der ermutigenden Ergebnisse wurde die Zahl letztendlich auf 16 Hunde aufgestockt.
Die Stammeltern der Malinois-Zucht, insbesondere Tjop und Dewet
Die Stammeltern der Malinois- und Laeken-Zucht – die Stammhunde Vos (holländisches Wort für Fuchs) und Liske de Laeken waren im Besitz des Schäfers Janssen. Vos gewann 1892 den 3. Preis bei der letzten Schafhüteprüfung, welche vom BSH-Club organisiert wurde, da sie finanziell nicht tragbar war. Er selber, ein gelber rauhaariger Hund wurde der Stammvater der Laeken.
Frantz Huyghebaert, der Bruder von Louis, war der Besitzer von Tjop LOSH 6132, einer der wichtigsten Hunde der Malinois-Zucht der Anfangszeit neben Dewet. Tjop wurde am 1. November 1899 geboren. Sein Vater Tomy war ein außergewöhnlicher Wachhund. Sein Vater war Samlo, seine Mutter Cora I, die 1903 den ersten Campagnepreis gewann. Tjop war von vorzüglicher Erscheinung, perfektem Knochenbau und Winkelungen, von guter Farbe aber ohne Maske, ein sehr guter Arbeitshund aber extrem nervös. Er hatte 57 cm Schulterhöhe. Sein Rücken war etwas lang, die Pfoten etwas zu fein und er hatte etwas Rauhaar auf der Kruppe.
Dewet hatte Vos (auch Vos de Polders genannt) zum Vater und Mouche als Mutter. Bei der Hundeausstellung in Brüssel 1902 wurde der Hund wie folgt beschrieben: 60 cm groß, ein bemerkenswerter Hund, gut gebaut, mit vorzüglichem Haarkleid, bemerkenswert guter Schulter und Brust, gute Rückenlinie und Kruppe, guter Kopf, fehlerlose Rutenhaltung, kleine dreieckige Ohren, vorzügliche Gesamterscheinung. Nur die Farbe ist etwas fahl. Dieser Fehler wird aber durch die sehr gute Maske und die Schultern ausgeglichen.
Beide Hunde Tjop und Dewet waren recht verschieden, aber wir finden ihre Namen in fast jeder Malinois-Ahnentafel, so dass man behaupten kann, diese Urväter unserer heutigen Hunde zu kennen, heißt den Ursprung unserer Hunde zu kennen. Auf der Vorfahrentafel finden sich auch Laeken.
Snap – Ein wichtiger Rüde für die Gebrauchshundezucht:
Snap wurde als Fram de Jolimont 1917 geboren. Sein Besitzer trainierte diesen intelligenten Hund sehr gut, da er anfangs als sehr aggressiver und bissiger Charakter galt. Er erbte diesen bissigen Charakter von seinem Großvater väterlicherseits Sips Ter Heide aus dem Zwinger von Louis Huyghebaert. Snap war nicht nur ein Ass im Ringsport, ebenso in der Feldarbeit (Campagne-Arbeit), die zusätzlich Wasser- und Fährtenarbeit beinhaltete. 1925 wurde er Arbeitschampion. Er war ein Arbeitshund mit außergewöhnlichen Qualitäten und sehr gut im Verteidigen und Bewachen. Auch als Ausstellungshund stand er vorne. In den Zwanziger Jahren war er ein sehr bedeutender Deckrüde. Er war Vater vieler berühmter Arbeits-Malinois wie Sam du Thiriau, der Zweiter beim großen Preis von Belgien 1926 wurde. Ein weiterer Sohn: Killer war Arbeitschampion 1924. Fährtenhundchampion 1928 wurde seine Tochter Mascotte du Tigre Royal.
Der kurzhaarige BSH, nicht Malinois
Beim ersten BSH-Treffen waren auch einige kurzhaarige Hunde mit schwarzem Fell dabei. Es hieß etwa auf jeden 20. rotbraunen kurzhaarigen BSH käme ein schwarzer kurzhaariger BSH. Oft waren sie aus der Verbindung Groenendael und Malinois. Anatomisch waren sie gleich gebaut wie der Malinois nur hatten sie oft kürzeres Haar. Der kurzhaarige schwarze BSH wurde 1929 anerkannt.
Lockerung der starren Zuchtbestimmungen
Nach den Kriegen wurden jeweils die strengen Zuchtbestimmungen, dass einzelne Varietäten und Farben nicht gekreuzt werden durften, aufgehoben. So durften 1920 Hunde gleicher Haarart, aber verschiedener Farbe gekreuzt werden. Zwischen den Haararten durften Malinois und Laeken verpaart werden. Nach 1945 durften Malinois mit Laeken aber auch mit Tervueren verpaart werden, ebenso alle Farben bei den Kurzhaarigen, sowie alle Langhaarigen ohne Rücksicht auf die Farbe. Noch 1978 wurden die Farben des wie folgt definiert: rot, schwarz, gestromt und die gesamte Skala von rot bis grau bis schwarz. 1989 kam es zu folgender Standardänderung beim Malinois: nur rot, mit schwarzem Anflug und schwarzer Maske. Das heißt der schwarze Malinois, der hin und wieder einmal in einem Wurf fällt, ist nicht mehr anerkannt.
Die erste genaue Beschreibung des BSH in deutscher Sprache
Sie findet sich im Buch von v. Stephanitz, er beschäftigt sich schon speziell mit dem Malinois. Nachfolgend Auszüge aus dem Buch: Der deutsche Schäferhund in Wort und Bild von Rittmeister v. Stephanitz; 7. Auflage, nach 1921
In Belgien entspricht der Landschlag selbstredend auch dem Unsrigen. Schäferhunde sind dort sehr stark vertreten, im Verhältnis vielleicht noch stärker als in Deutschland; außerdem die oben erwähnten rauhaarigen Treibhunde (Bouviers). Bei Vieh sah ich schon 1915 Hunde in Belgien nicht, woran aber der Krieg Schuld tragen mochte. Überwiegend wird auch Großvieh gehalten, das auf den fetten eingezäunten Koppeln und dort gegen einen vorübergehenden Hund sofort angeht. Diese Erfahrung musste ich wenigstens in Westflandern fast täglich mit dem mich begleitenden Diensthunde meiner Kommandantur machen. In der Wallonei, südlich der Maas, durch die mich des Krieges böser Abschluss führte, waren die Hunde durchweg schon für das Meldehundwesen beschlagnahmt, meine Quartierwirte sprachen meinen Schäferhund aber sofort als solchen an. In Westflandern fand ich im ersten Kriegsjahr den Schäferhund noch überall als Hofwächter vor, fast jeder Bauernhof hat dort für ihn die bienenkorbartig gemauerte Hundehütte. In den Städten überwog dort der kurzstockhaarige, in der Brüsseler Gegend dagegen anscheinend der schwarze langstockhaarige Schlag; dort trugen die Hunde auch alle den berüchtigten belgischen Schulmaulkorb, eine geschlossene derbe Lederhülle in Gestalt eines großen Knobelbechers mit kleinem Ausschnitt für die Nasenkuppe. Sehr viel wurden die Hunde zum Ziehen verwendet, man konnte sie in der manigfachsten Bespannung und Zusammenstellung sehen. Selbst vor und neben einem Krankenstuhl sah ich Hunde zum Ziehen angespannt. Einspänner sah ich nicht, Zweispänner bilden die Regel, Schäferhunde sind oft mit den rauhaarigen Treibhunden zusammengespannt; im nicht seltenen Dreigespann geht der stärkere Bouvier in der Mitte. Bisweilen sind die Hunde nicht vor, sondern unter dem Wagen angespannt, manchmal auch ein bis zwei Hunde vor, einer unter dem Wagen; ja selbst vorm Wagen in der Gabel ein kleines leichtes Pferd, unterm Wagenkasten ein kräftiger Hund. Die halb- und ganzwüchsigen Kutscher hockten oft auf dem leichten Wägelchen auf, machten sogar Wettfahrten mit den Zügen, die freilich nur in der 30-km-Geschwindigkeit fuhren. Der Landschlag in Flandern war meist recht kräftig, von gutem Schäferhundausdruck; in Haar und Farbe selten rein, d.h. nach den Rassezeichen der Liebhaberzüchter, oft auch mit Stummelrute, wohl eine Folge von Bouvier-Einkreuzung. Die schwarzen Langstockhaarigen kommen in den Ausmessungen unseren Hunden mittlerer Größe noch ziemlich nahe, wobei allerdings die Behaarung ein Mehr an Größe und Gestalt vortäuscht. Die Hunde der anderen Haarschläge, namentlich die Kurzstockhaarigen, sind erheblich kleiner und knochenschwächer als unsere Stockhaarigen, wobei ich durchaus nicht die Durchschnittsmaße der heutigen Liebhaberzucht im Auge habe. Dies Größenverhältnis zwischen deutschen und belgischen Schäferhunden beleuchtet recht gut das vorstehende Bild. Zu beanstanden wären an diesen Hunden der belgischen Liebhaberzucht vom Gebrauchsstandpunkt aus namentlich die feinen Laufknochen und der leichte Kopf mit dem zu schwachen Fang; das Gangwerk war, dem leichten Gebäude entsprechend, meist federnd, aber nicht immer fördernd. Die Belgier sind eifrige und geschickte Züchter, lassen aber bei der Liebhaberzucht des Schäferhundes Gebrauchsrücksichten ganz außer Achtung – legen nur auf nebensächliche Äußerlichkeiten wert. Kopfschnitt, Ohren- und Rutenhaltung, Haar und vor allem Farbe gelten ihnen alles; was in Haar und Farbe nicht genau den von einem der vielen Zuchtvereinchen für die Rasse aufgestellten Rassezeichen entspricht, gilt als nicht reinrassig. Die Folgen der notwendigerweise immer schärfer werdenden Inzüchtung werden daher nicht ausbleiben, weil eine Blutauffrischung durch Hunde vom Landschlag bei so eng gefassten Begriffen unmöglich ist. Aus den ursprünglich drei Haarschlägen hat die Liebhaberzucht erst noch reine Farbenschläge und dann in der unstillbaren Sucht nach trennenden Äußerlichkeiten jetzt gar sechs voneinander geschiedene Schläge gemacht.
Aus den Ortsbezeichnungen der verschiedenen anerkannten Schläge geht schon hervor, dass sie alle in einem begrenzten Liebhaberkreis gewachsen sind: Mecheln, Laeken, Tervueren, Groenendael liegen alle in der nächsten Nähe von Brüssel.
Im Übrigen entsprechen die Rassezeichen den unsrigen; die Schulterhöhe wird mit 55cm im Mittel angegeben. Hunde mit Stummelrute und solche, deren Ohren nicht feststehen, werden ebenso wenig anerkannt wie die in den Farben abweichenden oder in der Behaarung unreinen. Langstockhaarige Schäferhunde wurden um die Jahrhundertwende zuerst in Gent in den Polizeidienst gestellt; die Dienstverwendung hat sich aber auf den reinen Sicherheitsdienst beschränkt, hat weder die Ausbreitung noch den hohen Stand erreicht, wie bei uns. Auch die belgischen Liebhaber haben sich nach deutschem Beispiel dem Abrichten ihrer Hunde zugewandt. Sie sind ebenso geschickte Abrichter wie Züchter, legen aber auch hierbei, wie nun einmal ihre Veranlagung ist, auf nebensächliche Äußerlichkeiten, Spielereien und Zirkusmätzchen den Hauptwert. Sie erzielen z.B. hoch anerkennenswerte, für den Gebrauch aber kaum in Betracht kommende Sprungleistungen, befassen sich aber gar nicht oder doch nur in nicht ernst zu nehmender Weise, mit der Nasenarbeit. Bei der großen Beliebtheit des bodenständigen Schlages ist nicht verwunderlich, dass unser Schäferhund vorm Kriege in Belgien verhältnismäßig nur selten zu finden war und keine eigene Vertretung hatte.
(Gedanke: heute Sprungleistung bei Ringprüfungen am Rande zur Tierquälerei; ich sehe Aufkommen als das Problem, aber Schutz vor HD/Ellbogendysplasiekomplex, da Hauptdeckrüden aus Wettkampflinien selektiert werden, diesen Gedanke konnte Stepanitz damals noch nicht erfassen
Geschichte der Ringprüfungen in Belgien vor I.WK bis jetzt
Keine andere Rasse als der BSH gewann jemals eine der drei wichtigsten Meisterschaften im Ringsport, die in Belgien organisiert werden. Niemals gewann ein DSH, ein Dobermann oder eine andere Rasse. 1913 wurde die erste Meisterschaft im belgischen Ringsport ausgetragen.
Diese wurde vom Belgischen Kennel Club (KCB) organisiert. Der erste Sieger war der Groenendale Jules du Moulin (LOB 2884). Zweiter wurde ebenfalls ein Groenendael und dritter ein Tervueren. Den vierten Platz holte der Malinois Tom des Crosnes. 1914 gewann Jules die Meisterschaft nochmals. Sein Hundeführer war Joseph Couplet, der 1908 ein Standardbuch mit dem Titel: „Wach-, Verteidigungs- und Polizeihund“ herausgab, das oftmals veröffentlicht wurde. Er half mit bei der Entwicklung des belgischen Ringsports. Er war Vizepräsident des Belgischen Schäferhundeclubs und wurde später Vorsitzender des Kennel-Clubs.
Seit dem ersten Weltkrieg bis jetzt gewannen nur Malinois den Titel, bis auf zwei Ausnahmen, 1927 und 1960/61 als Laeken den Titel holten. Das beste Ergebnis eines Nichtbelgiers auf der Meisterschaft war der 2. Platz eines Bouviers de Flandres 1950. Es gab mehrere Hunde, die mehr als dreimal den Titel holten. Wie Snap van den Leeuw in den dreißiger Jahren, Jack de Beka in den Endvierzigern, Torro van“t Rolushof in den Sechzigern, Rex van de Welkom in den Endsechzigern und schließlich Alk mit 5 Siegen in den Siebzigern.
1926 wurden die erste Meisterschaft unter dem Namen „Großer Preis von Belgien” im belgischen Ringsport von der Societé Royale Saint-Hubert (SRSH) organisiert. Der erste Gewinner war die Malinois-Hündin Sadi, der zweite Samox. Beide hatten Papiere des Kennel-Clubs, welche nicht anerkannt wurden und welche unter einem anderen Namen im Zuchtbuch des Saint-Hubert registriert wurden. Seit damals wurde der große Preis immer von Malinois gewonnen, bis auf zwei Ausnahmen – 1929 musste sich ein Malinois den Titel mit einem Groenendael teilen und 1952 gewann der Tervueren Xavier, der Malinois-Eltern hatte.
Das beste Ergebnis von Nichtbelgiern waren zweite Preise 1935 für einen DSH und 1952 von einem Bouvier de Flandres. Zwei Hunde gewannen den Titel mehr als viermal: Metteko (ALSH 21704) in den Siebzigern und Clip (LOSH 412720) in den Achtzigern.
Meisterschaft vom „nationaal Verbond der Belgische Kynologen (NVBK)“
1963, nach einem vorhergehenden Streit unter anderem über die Ringregeln, entschieden sich die Antwerpener unabhängig zu werden und spalteten sich vom SRSH ab und bildeten einen Dissidenzverein. Viele Arbeitsclubs, die im Ringsport arbeiteten, schlossen sich an, genauso wie sehr berühmte Hundeführer. Kiener (LOSH 197867) gewann 1963 noch den großen Preis von Belgien beim Saint-Hubert, um dann beim NVBK zu starten, wo er dreimal den Titel gewann. Kiener war sehr talentiert und extrem intelligent, aber auch zu groß, was ihm Rückenprobleme einbrachte, auch hatte er sehr große Ohren. Kiener war über seine Mutter Criquette LOSH 166749 Enkel von dem legendären und berühmten Sirol. Sirol hat großen Einfluss auf die heutigen Gebrauchshundelinien. Über Carak und Notter wurde mit Xjelaba und vor allem seinem Sohn Othar Noaillerie seine Blutlinie in Frankreich eingeführt. Ebenso über Cibo Meulderhof und dessen Sohn Ultra Domaine Caméléon. Weiter zählt zu seinen Nachfahren Sandor des Foudriots und vor allem Cartouche. Seine Nachkommen Ivan, Horsy Deux Pottois, Athos und vor allem G.Bibber haben große Einfluss auf die Zucht.
M.Varlet hat den sehr interessanten Gedanken, dass diese Vielfalt von Vereinigungen und Klubs mit jeweils verschiedenen Ringprüfungen eine Chance für den Malinois ist. Es erlaubt, Arbeitshunde aus gänzlich verschiedenen Zuchtlinien zu sehen, welche in verschiedenen Prüfungstypen getestet werden.
Die wichtigsten Malinois-Gebrauchshundezwinger
Nach dem ersten Weltkrieg waren die wichtigsten Malinois-Gebrauchshundezwinger im Kennel-Club „du Thiriau“ mit den Champions Djeck und Sam „du Rupel“ (Champions Flup, Jimmy und Margot). Nach dem zweiten Weltkrieg waren die Zwinger „Van de Reep“ und „Van de Welkom“ am wichtigsten. Aus dem letzten Zwinger kam Flap alias Blackie Van de Welkom, der die Basis für die französische und schweizer Malinois-Gebrauchshundezucht darstellte. Die großen Zwinger im Saint-Hubert zwischen den Weltkriegen waren „des Hallattes“ und „du Forgero“ mit den Champions Abello und Benny und „de Grand Rabot“ mit den Champions César und Ecapi. Nach dem zweiten Weltkrieg waren die Zwinger „Fraternité“ mit den Champions Tibi, Rex und Rachid und „van de Molenbeek“ mit den Champions Snap, Varak, Vabil, Sito, Gary und Eros. Wichtig war auch der Zwinger „van de Oewa“ mit den Söhnen und Champions Carack und Cabil und Hab. Unter den neueren Zwingern sind zu erwähnen: „Deux Pottois“, von Luc Van Steenbrugge, in dessen Besitz G.Bibber war, der Belgischer Ringchampion 1987 wurde. Heute sind die Zwinger „du Boscaille“ und „Hantjeshook“ und „Moulin Tombroeck“ von Bedeutung.
Frankreich
Nach dem Krieg ist M.Poix zu erwähnen, der den Zwinger „du Bois d’Emblise“ hatte. Er verfügte über sehr gute Kontakte zum belgischen Kennel-Club, weshalb der berühmte Flap zum Zuchteinsatz kam. Nach 1965 rückte ein belgischer Züchter, Herr Léon Destailleur, den Malinois in das Hundesportmilieu. Er wohnte im belgisch-französischen Grenzgebiet und züchtete unter dem Namen „du Mouscronnais“. Genetische Selektion und eine verbesserte Ausbildung führte zu Hunden wie Quacha Mouscronnais, der das französische Championnat 1972 gewann. Der Hund nahm insgesamt 6mal am französischen Ringchampionnat teil. Wichtig war in den Siebziger Jahren der Zwinger „de Ventadour“, ein Zwinger der drei Arbeitschampions von vorzüglichem Äußerem hervorbrachte: Tzar, Utha und Teddy. Zur gleichen Zeit war der Elsässer Zwinger „du Turenfels“ mit den Champion Vico und Urgo sehr erfolgreich, er brachte die Blutlinie von Rusky in die französische Zucht. Ein späterer Schönheitszwinger war Anfangs der Siebziger auch mit 2 Arbeitschampions (Nelko und Urf) dabei, und zwar der Zwinger „du Mas des Lavandes“, der heutigen Präsidentin des französischen Clubs. Die Hunde hatten aber bei weitem nicht den Einfluss auf die spätere Arbeitsmalinois-Zucht wie die vorgenannten drei Zwinger. Flap alias Blackie von Welkom, ein sehr schneller, sehr temperamentvoller Hund, kam stark durch seine Kinder Léopar Léobaro und Nerk,Norban, Nesi und Nesina v. Greenstraat in die Zucht. Léopars Tochter Orane Ventadour wurde mit dem Nerksohn Quacha Mouscronnais verpaart. Aus Hündinnen dieser Verbindung entstanden 3 sehr berühmte Zwinger und zwar „Fontaine du Buis“ mit der Ringchampionhündin Utha Ventadour, „du Domaine Caméléon“ mit Wurfschwester Ulla und schließlich die dritte im Bunde: Uranie der im Noailleriezwinger gezüchtet wurde. Hunde aus der Flaplinie waren sehr schnell, temperamentvoll, sehr schön, oft jedoch sehr führersensibel. Später wurde in diese Linie das Blut von Sirolnachkommen gekreuzt. Diese Hunde hatten ein sehr starkes Wesen und vollen Griff. Zum ersten Mal wurde dieses Blut mit Xjelaba eingeführt, sein berühmtester Sohn war Othar Noaillerie der 1981-84 Championnatssieger im Französischen Ring wurde. Heute sind berühmte Zwinger: Des Loups Mutins, Cami Catheric, Creux Thatcher, Loups Mackenzie und weitere. Später wurde NVBK-Blut über Cibo Meulderhof mit seinem berühmten Sohn Ultra Domaine Caméléon und Nardo, genannt Rocky eingeführt. Auch wurden verstärkt Hunde aus dem Deux Pottoiszwinger importiert: z.B. Itusk und Ivan . In letzter Zeit sind bekannte Hunde und Vererber Robin Fontaine Buis, Voltaire,Cheyenne Loups Mutins, Dusty Clos Savoie und G’Bang Virginie.
Schweiz
Der berühmte Zwinger Colombophile fing mit Tervueren an und wechselte dann auf Malinois. Erst war der Zwinger eher schönheitsbetont, aber die Hunde waren auch damals immer in SchH III geführt. Erste große Erfolge auf Meisterschaften folgten. Nach dem Tod von Herrn Belet übernahm seine Frau den Zwinger und stellte die Gebrauchshundezucht in den Vordergrund. Dieses Jahr wurde Nelson Weltsieger in IPO III. Auch entstanden neue Zuchten Bsp: Vigna Secca, u.a.
Holland
Die wichtigsten holländischen Blutlinien bauen auf SIROL und seinen Bruder STOUD auf. CABIL, CARRAK, und CRIQUETTE, sowie KIENER stammten aus dieser Blutlinie. Viel Schnelligkeit, aber auch eine gewisse Schärfe kam über GLADDY van de Purpere Heide von Jeff Vandenbroek in die Zucht.
Österreich
Es begann mit dem Import von Löwenfelshunden. Auch hier behauptete sich der Malinois immer mehr auf Prüfungen. Später wurden Hunde aus dem Zwinger Deux Pottois importiert, so im Zwinger „siefeler Berg“, der auch französische Linien hat und vor allem im derzeit einflussreichsten Zwinger „le Bosseur“.
Deutschland
Der erste eingetragene Malinois war Ruka aus Murky und Prisca von Turenfels. Geboren wurde sie 1968 und wurde in SchH III geführt. Von dieser Hündin besitze ich leider kein Bild, aber einen Richterbericht von der Ausstellung in Colmar 1972, an der eine Sonderschau für BSH angegliedert war.
Die Richterin war Mme Deygas aus Frankreich – Gebrauchshundeklasse:
Vorzüglich 1-Ruka: große Hündin mit komplettem Scherengebiss. Gutes Haarkleid, rotbraun, mit Charbonnage, flötenförmigen Kopf, die Ohren sind zu lang, aber gut getragen, der Jochbeinbogen ist etwas zu stark betont. Guter Körperbau, gute Gliedmassen und gute Rute. Guter Ausdruck.
Der Besitzer war recht engagiert und holte den Präsidenten des französischen Klubs M.Wasels als Richter zur ersten deutschen Spezialzuchtschau. Der erste Malinois-Wurf in Deutschland fiel mit dieser Hündin nach dem berühmten Arbeitsrüden Rusky am 10.1.71. Es waren 4/2 Welpen im Zwinger von der Malinoislodge, Anja Malinoislodge. Dann wurde die Hündin verkauft, es folgte 1974 der B-Wurf vom Bäckerstüble und eine Hitze danach 1975 der C-Wurf. Bei beiden Würfen war Urgo de Turenfels, ein berühmter Ring-III-Finalist, der Vater. Die Welpen wurden fast alle nach Frankreich verkauft. Einfluss auf die deutsche Zucht haben sie bis heute, und zwar auf die deutsche Tervueren-Zucht über den Bessie, welche Ring C (alte Bezeichnung für Ring III) hatte und im Zwinger King Lorraine stand. Ihr Nachkomme Pop Compagnons Vie, ein Tervuerenrüde mit Ring III hatte mehrere Würfe in Deutschland.
Aber in Deutschland wurde diese Linie nicht weiterverfolgt. Es folgt die Episode Nasser: Mit der Zucht v.d. Valleyer Höhe aus einer Colombophile-Hündin. Herr Nasser importierte die erwachsene Hündin Etoile du Colombophile und ließ sie von einem Colombophile-Rüden decken, der Wurf fiel 1976. Die Hündinnen wurden öfters ausgestellt. Der Rüde Andre wurde in die Schweiz verkauft. Seine Tochter Bessie Firedancer Kennel wurde Mutter des Jugendsiegers DM Bjelo Stutengarten. Dann wurde der Rüde Molosse importiert. Dieser Hund machte 50-mal die SchH III und war aus reinen Mouscronnaislinien. 1980 fiel dann bei seinem Besitzer im Zwinger Sonnenstück der A-Wurf nach der französischen Importhündin Naja Bois Muguet. Eine Hündin aus dem Wurf Anja hatte 1982 einen Wurf nach der einzigen Deckung von dem SchH III-Rüden D“Jack Boscaille, der im Besitz von Herrn Peter Engel war. Aus diesem Wurf wurde Basti von der Hirtenfreude bekannt, die VDH-Champion wurde und Zuchthündin im Zwinger Tettenbacher Schäferhof war.
Nun kommt eine ganz große Zäsur in der deutschen Malinois-Zucht!
Diese ist eins mit dem Namen Peter Engel. Dieser hatte mit langhaarigen belgischen Schäferhunden angefangen. Leider hatte er bei seinen Tervueren mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen und die Ausbildung der Hunde war nicht einfach. Bei einer Fahrt zum Decken, anlässlich der franz. Spezialzuchtschau, sah er eine Vorführung des französischen Ringsports. Der Malinois-Rüde, den er dort sah, war der franz. Arbeitschampion Tzar Ventadour. Er begeisterte sich für den Malinois und diese andere Art von Schutzhundesport. Es folgte der Import von drei erwachsenen Hündinnen und eines Rüden Duchesse Lancaumont, noch schönheitsbetont, Chris Boscaille, und die wichtigste Hündin für die deutsche Zucht Erika deux Pottois. Am 01.10.1981 fiel im Zwinger von Löwenfels der erste Wurf von Chris Boscaille, die noch in ihrem vorherigen Zwinger von Cadix Boscaille gedeckt worden war. Am Anfang war es noch eine starke französische Blutführung über die Deckrüden, so z.B. Vicquy Faubourg Postes-Othis Maison Neuve. Damals hatte Peter Engel noch Interesse an rezessiven Langhaarlinien, d.h. Tervueren aus Malinois-Eltern so z.B. Dick-Jago, Jury-Stammmutter der Arbeits-Tervueren von der Roten Platte. Leider, als Tervueren-Freund muss ich das sagen, ist er von diesen Linien abgegangen. Damals war die Entwicklung ihrer Zeit voraus – heute gibt es viele solche Zuchten: Virlevent-Silver Rail-Musher-Siefelerberg die mit Arbeits-Tervueren aus Malinois züchten. Probleme mit dem damaligen Klub dem DKBS, der kein Interesse am Hundesport hatte, folgten. Es konnte kein Konzept über eine Generation hinaus entwickelt werden. Dies führte zur Bildung des DMC. Erst erfolgte die Eintragung der Welpen ins VDH-Zuchtbuch, dann in das eigene DMC-Zuchtbuch. Peter Engel und weitere importierten nun viele Deux-Pottois-Hunde. Nun war die Zeit der belgischen Deckrüden, die alle Legenden sind: G’Vitou, Haddock, Eik. Dann folgte G’Bibber und seine Söhnen. Später wurden holländische Linien über Sorba Hoveld in die deutsche Zucht eingeführt. Anfangs wurden die Löwenfelshunde viel nach Frankreich verkauft, am bekanntesten wurde der Europasieger und franz. Arbeitschampion Fico Löwenfels.
Anfang der Achtziger entstand der Zwinger von der Wirthsmühle mit der französischen Importhündin Sarah Compagnons Vie. 1984 begann der Zwinger von Kronenbühl mit einer unerlaubten Mischpaarung seines uralten Tervueren-Rüden Boris von Hassenstein mit der belgischen Importhündin Gene Deux Pottois. Wichtig war dann der B-Wurf von Gene mit Haddock Deux Pottois mit Basti, Finalistin der franz. Meisterschaft in IPO III und Zuchthündin sowie Boris der 1991 am französischen Selectif im Ring teilnahm. Langsam entstanden Nachfolgezuchten aus den vorhandenen Löwenfelshunden: Der Wichtigste war der Zwinger vom Roten Falken. Leider ist der Züchter verstorben, aber der Zwinger steht derzeit im Zenit des Leistungssports. Weiter entstanden Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger folgende Zuchten: Von der Wautz, des Teutonnes, Breuker Heide, Bonum bono, Airport Hannover, Schneller Fuchs, Forsthaus Augustdorf, von den bösen Buben, um einige wichtige zu nennen. Auch in den neuen Bundesländern entwickelten sich Zuchten: Greifenring, Ihleburg und Haus Penz und andere.
Zwei wichtige Hunde formten die deutsche Malinoispopulation – die zwei gekörten Rüden Oskar Löwenfels und Koloss Deux Pottois . Lange Jahre bestimmten diese zwei Hunde deutlich die deutsche Zucht.
1986 nahm zum ersten Mal ein Malinois bei der Deutschen Meisterschaft teil, es handelte sich um Gayal Deux Pottois. Ein Jahr später starteten schon drei Hunde Gayal und Harro Deux Pottois und Duc. Gayal wurde dabei deutscher Meister. In den folgenden Jahren starteten meistens drei Malinois. 1990 wiederholte sich der Erfolg. Igor Löwenfels in amerikanischen Besitz wurde deutscher Meister! 1991 waren dann schon 12 Hunde gemeldet, davon 5 aus dem Zwinger von Löwenfels. 1992 waren Deutscher Meister und Vizemeister aus deutscher Malinois-Zucht. Es handelte sich um Sam Löwenfels und Alpha Lehrbacher Schloß. Ein Jahr später waren wieder mehr Malinois gemeldet – 19 Stück! Dabei wurde Platz 1 bis 4 von ihnen gewonnen. 1993 wurde Onix Löwenfels Deutscher Meister und Sam Löwenfels Vizemeister. Ein Jahr darauf war wieder Sam Deutscher Meister. 1995 gewann zum ersten Mal eine Malinois-Hündin – Zahra Löwenfels.1996 gewann seit langer Zeit einmal wieder ein DSH. 1997 – Emir de Teutones vor Atra Wautz. Inzwischen sind die Malinois die zahlenmäßig am stärksten vertretene Hunderasse auf Deutschen Meisterschaften, 1998 und 1999 gewann Klemm roten Falken, 1999 wurde der amerikanische Rüde Shane of Vitosha Vizemeister.
Weiterer Verbreitung des Malinois:
USA
Diese kaufen derzeit fleißig europäische Gebrauchshunde-Malinois auf, anfangs Löwenfelshunde, dann belgische Deux Pottois-Hunde und jetzt viele andere französische und holländische Tiere. Dass neben dem Schutzhundesport nun auch Mondioring und französisch-Ring gearbeitet wird, hat sicher mit der zunehmenden Beliebtheit des Malinois zu tun. Man muss jedoch auch die Problematik sehen: Die Kommerzialisierung des Hundes – es werden hohe Preise für ausgebildete Spitzenhunde bezahlt, so werden Finalisten aus Frankreich gekauft, was früher unmöglich war. Ein Beispiel: Finalist Eyra Calvaire Acacias nach Deutschland und Ch. Travail campagne Duc Creux Thatcher in die USA.
Skandinavien:
Bekannt bei uns, mit viel deutscher Blutlinienführung, der Zwinger Daeneskjoeld aus Dänemark und in Schweden der Zwinger Blackneck’s.
Die Trennung nach Schönheits- und Leistungszucht
Anfang der Siebziger Jahre war die Trennung nach Arbeits- und Schönheitshunde noch nicht so vollzogen wie heute. Que Rack Bois Emblise aus belgischer Kennel-Zucht ist noch Kennern von Arbeits- und Schönheitslinien bekannt. Aber seither ist ein starker Bruch zu erkennen. In Berlin hatten wir einen sehr interessanten Vortrag eines belgischen Schönheitsrichter für BSH, der anlässlich der großen CACIB Schau in Berlin richtete. Er erzählte viel vom Typ und Ausdruck des Belgiers, kannte sich bestens in den Malinois-Linien aus, sprach viel vom berühmten Zwinger Assa. Aber er kannte und erwähnte die großen Gebrauchshundevererber, wie Sirol, Cartouche und G.Bibber nicht. Diese Welten der Schönheits- und der Gebrauchshundezucht sind im Moment getrennt und beide Seiten haben kein großes Interesse miteinander in Kontakt zu kommen. Die Schönheitszucht findet zurzeit vor allem in Belgien und Frankreich statt. Zwei Zwinger haben da vor allem Einfluss, sie verfügten durch teilweise recht enge Inzucht über einen sehr einheitlichen Typ. In Belgien der Zwinger „du Maugré“, der aufgehört hat, aber dessen Linien in vielen heutigen Zuchten zu treffen sind, wie z.B. Hameau St. Blaise und in Frankreich mit großem Erfolg zur Blutauffrischung von Mas des Lavandes-Hunden verwendet wurde. Wichtig ist noch der Zwinger Terre Aimée mit zwei verschiedenen Linien, eine Schönheitszucht von der Frau Varlet und Arbeitshunde vom berühmten Herrn. Varlet, der meinem Erachten nach das beste Buch über belgische Schäferhunde geschrieben hat. Auch Skandinavien, England und Italien haben Schönheitszuchten. Insgesamt ist aber die Welpenanzahl im Vergleich zu den Arbeitshunden verschwindend gering.
Zum Abschluss: Wie lässt sich der Siegeszug des Malinois erklären?!
Die sehr unterschiedlichen Arbeitsprüfungen im Hauptverbreitungsgebiet liegen geografisch dicht beieinander (KPVN-SchH-Belg Ring-Französisch Ring). Kein Land hat zu starkes organisatorisches Übergewicht, wie bei einem ähnlichem Verbreitungsgebiet, der DSH hat. Dies ist schon gar nicht von den uneinigen Belgiern zu erwarten. Dadurch erfolgt in verschiedenen Ländern eine unterschiedliche Selektion für einen Hundetypen: vielseitig, mit Nasenarbeit und die entsetzlich akkurate Unterordnung – der Schutzhund – im Gegensatz der knüppelharte KPNV-Hund, der starke Stockschläge aushalten muss, der selbstbewusste, unbekannte Konfliktsituationen bewältigende belgische Ringhund und der schnelle, spektakuläre französische Ringhund, nicht zu vergessen die hohen Sprunganforderungen bei den zwei letzten Disziplinen.
Ein ungeheures genetisches Potenzial wird auf verschiedene Eigenschaften ländermäßig unterschiedlich selektiert – beispielsweise auf festen Griff in Deutschland oder hohes Sprungvermögen in Frankreich und Belgien.
Mein Plädoyer: Lasst uns diese Vielseitigkeit behalten, gerade deshalb eignet sich der Malinois für so vieles, weil nicht nur eine Art der Hundeausbildung als die einzige wahre gilt.
Heute steht der Malinois einzigartig da. Bei den meisten Arbeitsveranstaltungen ist der Hund dabei, fast immer ist er in den oberen Plätzen zu finden. Seit den Siebziger Jahren erfolgte zuerst in Frankreich eine ungeheure Zunahme der Wurfzahlen, später auch in anderen Ländern. Das zieht Verantwortung mit sich, denn für jeden Malinois-Welpen muss auch der richtige Besitzer gefunden werden und nicht zu jedem passt ein Malinois.
Quellenangabe:
- Jean-Marie Vanbutsele : A hundred years of history of the BSH
- Jean-Marie Vanbutsele : About Snap a great Malinois
- Jean-Marie Vanbutsele : Never any other breed
- Jean-Marie Vanbutsele : The Malinois Tjop and Dewet
- Georges Van Ceulebroeck: L“Histoire du Berger Belge
- Von Stephanitz: Der deutsche Schäferhund in Wort und Bild
- Karl Hermann Finger : Hirten- und Hütehunde
- André Varlet/ Philippe de Wailly: Les Bergers Belges
- Erna Bossi: Der belgische Schäferhund und seine Geschichte
- Mme Aubry: Le berger belge
- Mme Aubry: le berger belge Tome 2
- Yves Surget: Le chien du berger belge
- Zeitschriften: sans laisse, clubnachrichten, der Malinois